Grönlandhund

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Die ursprünglichste der bei uns vertretenen Schlittenhunderassen ist sicherlich der Grönlandhund. Auch heute noch lebt er in grosser Zahl in seiner Heimat Grönland, der grössten Insel der Erde, die fast vollständig vom Inlandeis bedeckt und nur auf einem schmalen Küstenstreifen bewohnt ist. Sowohl Mensch als auch Tier wird unter diesen lebensfeindlichen Bedingungen das äusserste abverlangt. Die Hunde sind auf Grönland wie eh und je im Winter das einzig zuverlässige Transportmittel. Es gibt keine Strassen, Motorschlitten konnten sich wegen der zerklüfteten Landschaft nicht durchsetzen, das Meer ist meterdick gefroren und das stürmische Wetter bringt häufig den Flugverkehr zum Erliegen. So kommt es, dass die Schlittengespanne für die Grönländer auch heute noch lebensnotwendig sind. Die Hunde werden als reine Arbeitstiere angesehen, die ein Höchstmass an Arbeitsleistung, Zugkraft, Ausdauer und Widerstandskraft aufweisen müssen. Diese Eigenschaften liessen den Grönlandhund auch zum idealen Helfer bei zahlreichen Polarexpeditionen werden. Ob es nun Peary oder Cook war, der als erster den Pol erreichte, sicher ist, dass beide ihr Unternehmen nur mit "ihren" Grönländern, Menschen und Hunden, vollenden konnten. Amundsen nahm 111 Grönlandhunde mit in die Antarktis und gewann den Wettlauf zum Südpol nicht zuletzt dank ihrer Unterstützung.
Zwar lebt der Grönlandhund in seiner Heimat als echte Naturrasse, die in erster Linie durch die erbarmungslose Natur geformt wurde, doch die Grönländer prägten ihre Hunde auch nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen. So berichtet Jean Malaurie von Grundsätzen der Zuchtauswahl: "Mut und Kühnheit, die bei der Bärenjagd sehr kostbar sind, kommen durch die Mutter, und sie muss entsprechend ausgewählt werden; Schnelligkeit und Kraft kommen vom Vater." Es ist selbstverständlich, dass man solche Tiere nicht ohne weiteres in unsere durchzivilisierte Welt verpflanzen kann. Selbst in seiner "europäischen Heimat" Skandinavien und in der Schweiz, wo es den Grönlandhund schon seit dem Bau der Jungfraubahn gibt, ist die Anzahl der Grönlandhunde sehr begrenzt geblieben. Bei uns ist der Grönlandhund die seltenste Schlittenhunderasse, seine Haltung blieb bisher ausgesprochenen Liebhabern vorbehalten.
Der Grönlandhund ist ein ausdauernder und harter Arbeiter. Von diesem Arbeitswillen und dem streng geordneten Zusammenleben im Rudel ist sein Charakter geprägt. Fehlen ihm die Anforderungen der Schlittenarbeit - die körperliche wie die notwendige Disziplin -, so explodieren seine Energien und er ist nur noch schwer zu halten. Jeder Grönländer sollte deshalb unbedingt arbeiten - allein vor der Pulka oder im Gespann. So versehen zum Beispiel die über vierzig Grönlandhunde des Oslomarka Trekkhundklub Rettungsdienste an den ausgedehnten Loipen um Oslo.
Vom Erscheinungsbild her, ist der Grönlandhund ein ausgesprochen starker Hund, gebaut für ausdauernde harte Arbeit als Schlittenhund. Er zeigt einen schweren Körperbau, eine breite und tiefe Brust und schwere Gliedmassen mit kräftiger Bemuskelung. Sein Kopf soll breit und leicht gewölbt sein, mit kräftiger, keilförmiger Schnauze und relativ kleinen Ohren. Die Rute ist buschig und eher kurz, hoch angesetzt und kräftig geringelt. Das Fell besteht aus einem Doppelmantel mit dicker Unterwolle und geradem langem Grannenhaar. Die Mindesthöhe beträgt für Rüden 60 cm, für Hündinnen 55 cm Schulterhöhe. Es sind alle Farbvarianten zugelassen.
Quelle: DSLT/Luzi Bernhard